Die Spuren der Reformation im Landkreis Mühldorf
Vortrag von Meinrad Schroll
500 Jahre Reformation nahm die Pfarrei Egglkofen/ Wiesbach zum Anlass, die Spuren Martin Luthers im Landkreis Mühldorf zu verfolgen. Dazu lud der Pfarrgemeinderat im Rahmen des Kreisbildungswerkes den Heimatforscher Meinrad Schroll letzten Dienstag ins Pfarrheim ein. Herr Schroll ist seit 5 Jahren Kreisarchivpfleger in Mühldorf. Er selbst hat bereits einige Heimatbücher u.a. von Gars, Chieming oder Schönberg verfasst.
Zu Beginn seines Diavortrags erläuterte der Referent den zahlreichen Zuhörern kurz das Leben Martin Luthers: 1483 wurde er in Eisleben geboren, übernahm nach dem Studium an der Universität in Erfurt den theologischen Lehrstuhl von Staupitz und promovierte zum Doktor der Theologie. Allein die Studien in Theologie und der Bibel brachten seinen Glauben ins Wanken. Doch als Papst Leo X 1515 den Plenarablass erließ, um den Neubau der Peterskirche in Rom wieder zu beleben, beschleunigte dies seinen Protest. Laut Luther sei Gottes Gnade nicht zu erbüßen oder zu erkaufen, sondern jeder getaufte Christ sollte an die erlösende Liebe Gottes glauben. Und so schickte er 1517 seine 95 Thesen in lateinischer Sprache an Albrecht von Brandenburg, den Erzbischof von Mainz und Magdeburg. 1518 verurteilte Rom diese als ketzerische Schrift. In Augsburg, wo sich Luther im Oktober 1518 aufhielt, sollte er seine Thesen widerrufen, doch seine Freunde drängten ihn zur Flucht. Dazu gehörte Martin Glaser, Prior des Augustiner-Eremitenklosters von Ramsau bei Gars. Er überließ ihm sein Pferd, um heimlich nach Wittenberg zurückzukehren. 1521 erließ schließlich König Karl V. auf dem Wormser Reichstag das sogenannte Wormser Edikt, wodurch Luthers Lehre verboten und seine Schriften verdammt wurden.
Nun kam Herr Schroll auf die Ereignisse in Mühldorf zu dieser Zeit zu sprechen. Auch dort griffen immer mehr neue religiöse Lehren um sich. Im Gefängnis saß damals ein Stephan Kastenbauer, auch Acricola genannt. Er war Dr. der Theologie und sein Predigten von reformatorischem Inhalt. Ihm drohte deshalb sogar die Todesstrafe. Doch in Salzburg konnte man über das weitere Vorgehen gegen diesen Ketzer keine Entscheidung treffen und so wurde Acricola wieder freigelassen. Vor seinem Tod 1543 war er Prediger im oberpfälzischen Sulzbach, welches vom lutherischen Pfalzgrafen Otto-Heinrich regiert wurde.
Auf großes Interesse stießen beim Publikum die Vorgänge im ländlichen Bereich. Es traten sog. Wiedertäufer z.B. in den Pfarreien Hörbering, Oberflossing oder Oberneukirchen auf, welche auch nachts heimlich Unterricht hielten. Bücherfahrer verkauften verbotene Bücher, Lieder und Bilder. In zahlreichen Hofmarken wie in Sallmannskirchen gab es Anhänger der neuen Lehre. Auch in der Reichsgrafschaft Haag hatte die Reformation unter der Regierung von Ladislaus von Fraunburg eine große Rolle gespielt. Doch mit dem Tod des jeweiligen Regierenden wurde die Reformation wieder beendet. Bei der Visitation 1558 im Mühldorfer Raum wurde alles über das Wirken der Kleriker und das Einhalten der kirchlichen Gebote erforscht. Es entstand der Begriff des Winkelpredigers: Bauern zogen umher, um aus verbotenen Büchern zu lesen. Die Firmung wurde auch immer mehr vernachlässigt, ein Kooperator aus Grünhthal konnte sich kaum an die letzte erinnern. Es wurden auch die Mutter Gottes und die Heiligen aus dem Schuldbekenntnis ausgelassen, wie vom Neumarkter Vikar Leonhard Kumpfler. Ein großes Problem war für die katholische Führung der Niedergang der Ehelosigkeit: Priester lebten nicht selten im Konkubinat und hatten mehrere Kinder. Die Kommunion fand unter beiderlei Gestalten statt. Die Messe wurde auf Deutsch gelesen. Oft gingen die Gläubigen deshalb zum Gottesdienst weite Wege in eine andere Pfarrei. Trotz der Bemühungen der Salzburger Bischöfe gab es bis zum Ende des 16. Jahrhunderts evangelisch gesinnte Personen. Erst das Konzil von Trient (1545-1563) brachte in Bayern wieder eine neue Kontinuität für die römisch-katholische Kirche. Im Anschluss an den sehr aufschlussreichen Vortrag von Herrn Meinrad Schroll folgte noch eine rege Diskussion über die Beweggründe in der Bevölkerung zu dieser Zeit.