Wunderheiler oder Kurpfuscher?
Egglkofen-Wiesbach Vergangenen Mittwoch konnte Frau Angelika Ostermeier vom Pfarrgemeinderat Egglkofen-Wiesbach Herrn Leonhard Biermaier im Rahmen des Kreisbildungswerkes gewinnen um im Gasthaus Schober über das Leben und Wirken eines Baders im Mittelalter zu berichten. Herr Biermaier ist zweiter Vorstand des Erhartinger Brauchtumvereins. Aufgrund des Gründungsfestes zur 2000-Jahrfeier in Töging wurde er damals angefragt, mitzuwirken. Da schon einige Rollen vergeben waren, blieb nur noch die des Baders übrig. Zusammen mit seinem Schwager eignete er sich einiges Wissen dazu an. Mittlerweile könne er damit zwei Unterrichtsstunden füllen und er sei bei den Schülern immer sehr gefragt. In original Baderkleidung schilderte er sehr unterhaltsam und humorvoll das Leben eines Baders, wobei bereits die Länge der Robe etwas über dessen Können aussage: je länger das Gewand desto mehr Wissen. Ursprünglich sei dieser als Friseur tätig gewesen. Doch davon konnte man damals nicht leben. Da die Medizin zu dieser Zeit auch noch nicht weit entwickelt war, eignete sich ein Bader als zweites Standbein einiges zur Heilkunde an. Dabei fiele ihm v.a. die Arbeit zu, die ein Medikus- ein studierter Arzt- nicht machen wollte: alles was mit Blut und Schmutz zu tun hatte. Beeindruckend waren die von Herrn Biermaier mitgebrachten Werkzeuge, wie etwa ein Rasiermesser zum „Bart schaben“, eine Zange zum „Zahnbrechen“, ein Aderlassschnepper oder ein Amputationsmesser oder -Beil bei sehr schweren Verletzungen. Da die Narkose noch nicht verfügbar war, hatte er immer Knechte um Festhalten des zu Behandelnden dabei. Ein Bader war ursprünglich für die damaligen Badehäuser zuständig, daher die Bezeichnung. Ausführlich ging der Referent auch auf die Kräuterkunde ein: Holunder als „Hausapotheke Gottes“, das Schöllkraut als „Warzenkraut“ und vieles mehr, was heute noch Anwendung findet. Einige sehr kuriose Anwendungsgebiete waren dabei, so z.B. solle ein ausgenommener Hahn auf dem Kopf bei Kopfschmerzen geholfen haben oder eine Tinktur vom Urin eines Geißbockes kam- jedoch ohne Nutzen- zum Einsatz. Ein Bader war aber auch als Ratgeber sehr gefragt, wie bei Heirat oder Kinderwunsch, dabei allerdings mit sehr fragwürdigen Methoden. Die Wundversorgung mit Asche und Mehl oder gehäckseltem Heu führte oft zu Wundstarrkrampf, an dem viele starben. Im Mittelalter war die Pest sehr gefürchtet. Herr Biermaier trat dazu im Pestschutzmantel mit Maske und Pestbesteck auf. Daher komme das Spiel „Fürchtet ihr den schwarzen Mann“, da der Pestarzt gefürchtet und immer schwarz gekleidet war. Am Schluss seiner Ausführungen bedankte er sich bei allen Zuhörern: ihm sei wichtig, dass es dabei immer etwas zu lachen gebe- was ihm auch sehr gut gelungen ist. Er arbeite ehrenamtlich beim KBW. Der Erlös aus seinen Vorträgen gehe immer an die Kinderkrebshilfe Balu, wobei letztes Jahr bereits die 30 000 €- Marke überschritten wurde.