„Aus. Amen. Sind kirchliche Lehren ewig gültig?“
Egglkofen-Wiesbach Sehr gut besucht war vergangenen Mittwoch der Vortrag im Rahmen des Kreisbildungswerkes im Gasthaus Schober in Egglkofen. Herr Wolfgang Kirschner vom Pfarrgemeinderat konnte zu dafür den theologischen Leiter des Kreisbildungswerkes Herrn Konrad Haberger begrüßen. Als gebürtiger Neumarktner freute sich Herr Haberger besonders über viele Besucher in „heimischen Gefilden“. Kurz stellte er zu Beginn seinen Werdegang vor: vom Theologiestudium in Passau zum Chefredakteur beim Passauer Bistumsblatt ist er schließlich nach der Ausbildung zum Diplom-Erwachsenenbildner in Niederaltteich in Mühldorf beim Kreisbildungswerk gelandet, wo ihm die Arbeit sehr viel Freude bereite, was man an diesem Abend auch deutlich spürte. Am Anfang ging der Referent darauf ein, dass das Vertrauen in die Kirche bei der Bevölkerung immer mehr schwinde. Der Missbrauchsskandal habe dazu stark beigetragen, wobei Betroffene noch immer darunter leiden und die Kirche mit der Aufarbeitung große Probleme habe. Viele wünschten sich auch Reformen in der Kirche, Leben sei eben nicht Stillstand. Dazu legte er einige Punkte des Schlussberichtes des synodalen Weges vom 28.10.2023 vor wie etwa das Bemühen um eine veränderte Sexualmoral. Bei Reformen, so Herr Haberger, sei wichtig zwischen Kirchen- und Glaubensrecht zu unterscheiden. Ersteres befasse sich mit Ämtern und könne grundlegend geändert werden. Das Glaubensrecht sei jedoch nicht veränderbar und dem kirchlichen Lehramt vorbehalten. Hier ende auch der synodale Weg. Wichtig sei aber auf die Zeichen der Zeit zu schauen, damit nicht „Kirchenlehren die Kirchen leeren“. Anschließend beleuchtete er die theologische Geschichte: „Wie war es am Anfang?“ In der Urkirche erzählte erst Jesus noch selbst von Gott. Es entwickelte sich daraus die Diakonie- Diener sein, der diakonische Dienst am Menschen. Dann verkündigten die Nachfolger Jesu den Glauben weiter. Schließlich kam die Liturgie- das Mahlfeiern dazu. Um in dieser Urkirche für Zusammenhalt zu sorgen wurden die ersten Ämter eingeführt, sogenannte Diakone/-innen. 48 n.Chr. war das erstes Apostelkonzil in der Kirchengeschichte, bei dem bereits Reformen stattfanden. Es gab immer wieder Konzile mit neuen Lehren. Erst im Mittelalter erhob sich Papst Innozenz III. zum Mächtigsten der Welt:“ Ich bin Stellvertreter Christi auf Erden“. Papst Pius IX. erließ im 19. Jahrhundert das Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes. Papst Gregor XVI. verurteilte in seiner Enzyklika 1832 die Gewissens- und Meinungsfreiheit. Erst das 2. Vatikanische Konzil 1965 brachte Reformen und verwarf bestimmte Diskriminierungen in der Kirche. Heute sei auch nicht mehr vermittelbar, dass Päpste Glaubens- und Sittenfragen für die ganze Welt für sich beanspruchen. Herr Haberger meinte, für die Ortskirchen sei es wichtig im Gespräch zu bleiben, damit sich so Weg- Erzähl- und Feiergemeinschaften bilden, die wieder auf den Ursprung der Kirche zurückgreifen. Bei der sich anschließenden Diskussion berichteten einige Zuhörer von positiven Erfahrungen in ihrer Gemeinde. Es wurde aber auch klar, dass es für Reformen noch viel Geduld brauche.